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ASTRONOMISCHER RÜCKBLICK 2003Das Jahr 2003 begann mit einer Enttäuschung, die freilich nicht ganz unerwartet kam. Wie schon viele Schweifsterne vor ihm, hielt auch der erst Ende 2002 entdeckte Komet Kudo-Fujikawa nicht die Erwartungen, die er geweckt hatte. Immerhin bot er Internet-Usern in den Bildern der Sonnensonde SOHO einen netten Anblick. Aber da war ja noch ein anderer Komet namens NEAT (C/2002 V1), dessen Helligkeit im Januar rasch zunahm. Obwohl er nach dem 10. Februar in den Bereich der 2. Größenklasse kam, war er wegen seiner Sonnennähe nur unter sehr günstigen Umständen mit dem bloßem Auge zu erspähen. Dafür lieferte er auf den SOHO-Bildern eine imposante Show ab. Ziemlich erwartungsgemäß brachte die Frühjahrssaison in Mitteleuropa nur zwei schwache Polarlichter, die lediglich im Norden Deutschlands zu beobachten waren.
Nachdem die ersten Monate des Jahres also keine nennenswerten Ereignisse außer der Reihe gebracht hatten, wartete man gespannt auf die "regulären" Astro-Events im Mai. Und da gab es dann eine riesige Überraschung: ob Merkurtransit, ob MoFi oder SoFi - stets spielte das Wetter im größten Teil Mitteleuropas mit!
Auf jede MoFi folgt eine SoFi, in diesem Fall für uns Mitteleuropäer am 31. Mai "nur" eine partielle - aber was für eine! Der Aufgang der blutroten Sonnensichel wird wohl niemand, der ihn gesehen hat, jemals wieder vergessen. Im Internet finden sich zahlreiche faszinierende Fotos und eindrucksvolle Berichte von diesem einmaligen Sonnenaufgang (Linksammlung). Dennoch zogen zahlreiche Finsternisfreunde es vor, in die nordatlantische Region zu reisen, denn dort war diese SoFi ringförmig (Infoportal). Obwohl die Wetterverhältnisse wie erwartet schwierig waren, gab es doch viele erfolgreiche Beobachtungen. Wie es uns mit einer kleinen Reisegruppe in Nordisland ergangen ist, erfahren Sie HIER, weitere Fotos und Berichte aus Island und Schottland erschließt Ihnen unsere kommentierte Linksammlung.
Mit dem Sommer kam die Zeit des Planeten Mars. Immer neue Hitzerekorde waren nicht jedermanns Sache, andererseits bescherte die ungewöhnliche Witterung den Beobachtern des Roten Planeten zahlreiche Spechtelnächte. Als Ende August die Oppositionsstellung erreicht war, Mars unübersehbar vom Firmament strahlte und die Medien die Nachricht von der Rekordannäherung an die Erde verbreiteten, wurde auch die breite Öffentlichkeit auf das Himmelsereignis aufmerksam. Ein wahrer Ansturm auf die Sternwarten setzte ein, die vielen ehrenamtlichen Mitarbeiter legten Sonderschichten ein. So stellten rekordverdächtige 250 Besucher am 19. September die Mitarbeiter der Bonner Volkssternwarte vor eine logistische Herausforderung, die nach dem "Mona Lisa"-Prinzip bewältigt wurde: lange anstehen und kurz durchs Telekop blicken. Anderswo war es ähnlich. Herbstzeit ist Polarlichtzeit, doch allzuviel erwartete man jetzt, mehr als 2 Jahre nach dem Maximum des aktuellen Sonnenfleckenzyklus nicht. Aber Mitte Oktober legte die Sonne sich mächtig ins Zeug: 3 gigantische Fleckengruppen erschienen auf ihrer Oberfläche, mehrfach stand unser Personal mit SoFi-Brillen bewaffnet vor dem Reisebüro und bestaunte das Geschehen auf unserem Zentralgestirn. Nicht nur die Ausdehnung, sondern auch die Aktivität der Sonnenflecken war gigantisch, eine Eruption folgte auf die andere. Am 28. Oktober ereignete sich dann eine der gewaltigsten Eruptionen der vergangenen Jahrzehnte, eine mächtiger Strahlungsturm und Polarlichter bis in den Mittelmeerraum waren keine 24 Stunden danach die Folge. Während diejenigen, die klaren Himmel hatten, das Schauspiel noch genossen, ereignete sich am Abend des 29.10. eine weitere, nur wenig schwächere Sonneneruption. Der Abend des 30.10. brachte Mitteleuropa die eindrucksvollsten Polarlichter des aktuellen Sonnenfleckenzyklus. Diesmal hatten wir auch in Bonn klaren Himmel und konnten verfolgen, wie sich rote und grüne Lichtervorhänge bis zum Zenit erstreckten. (Foto-Gallerie der NASA, Erlebnisberichte von Stephan Heinsius und von Manfred Holl).
In der Woche nach den Polarlichtern stand dann wieder ein lange vorhergesagtes Ereignis an. Die Mondfinsternis am frühen Morgen des 09.11.2003 wurde trotz der ungünstigen Nachtzeit von zahlreichen Menschen bei erneut vielerorts besten Wetterbedingungen bestaunt (Linksammlung), denn sie fand erfreulicherweise in der Nacht von Freitag auf Samstag statt. Der Mond trat nur so gerade eben vollständig in den Kernschatten der Erde ein. Deshalb war es nicht nur die kürzeste, sondern auch die hellste totale MoFi seit Jahrzehnten. Es war weniger ein roter als ein leuchtend oranger Mond mit weißlichem Rand, der da am Winterhimmel stand und dieser Finsternis einen ganz eigenen Charakter gab (Bericht aus Bonn).
2003 saßen wir astronomisch gesehen in Mitteleuropa in der allerersten Reihe. Die Mehrzahl der wichtigen astronomischen Ereignisse war nicht nur theoretisch, sondern wegen des ungewöhnlichen Witterungsverlaufs mit zahllosen klaren Nächten auch praktisch bei uns zu beobachten. Mit vergleichsweise kurzen und unaufwendigen Reisen in den Nordatlantik (Ringförmige SoFi) und auf die Kanaren (Marsopposition) konnte man wirklich alle Höhepunkte des Jahres erleben - nur den letzten nicht: |